Jahrestagungen der Kommunalen Jugendreferate 2023 vom 22. bis 24. 11.2023

Die diesjährige Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate stand unter dem Motto "Kinder- und Jugendarbeit KANN KRISE!". Die Veranstaltung gewährte einen eingehenden Einblick in die gegenwärtigen Entwicklungen, denen Fachkräfte in diesen herausfordernden Zeiten gegenüberstehen. Diese beziehen sich unter anderem darauf, junge Menschen in einem anhaltenden Krisenmodus zu begleiten und zu stärken. Die Veranstaltung erstreckte sich über drei Tage vom 22. bis 24. November und war durch informative Vorträge sowie interaktive Diskussionen geprägt.

Die Tagung begann mit einem „Come-Together“. Zahlreiche Teilnehmende, darunter viele neue Kolleg*innen, nahmen vor Beginn der Tagung an diesem informellen Austausch teil.

Zu Beginn begrüßten die Sprecherinnen und Sprecher der AG Kreisjugendreferate im Landkreistag und der AG Jugendreferate im Städte- und Gemeindetag die Anwesenden und stellten sich als Ansprechpersonen zur Verfügung.

Als Abendprogramm des ersten Tages lieferte Mathieu Coquelin von der Fachstelle Extremismusdistanzierung des Demokratiezentrums Baden-Württemberg einen tiefgreifenden Einblick in das Thema Radikalisierung im Jugendalter. Er stellte die These auf, dass Radikalisierung nicht per se negativ sei und Chancen bieten könne. Besonders wichtig war sein Appell für einen differenzierten Diskurs, um Feindbilder zu vermeiden. Die zentrale Botschaft lautete: "Je differenzierter ein Diskurs, desto ohnmächtiger ein Feindbild." Die Bedeutung eines respektvollen Diskurses als Grundlage für demokratische Werte wurde hervorgehoben.

Der zweite Tag begann mit einer Begrüßung durch Maria Safroshkina (KVJS-Landesjugendamt, Referat 44, Jugendarbeit, Förderprogramme und Landesverteilstelle UMA). Die offizielle Begrüßung war durch KVJS-Referatsleiterin der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit Marion Steck geplant. Aufgrund von Terminüberschneidungen konnte jedoch weder sie noch ihr kommissarischer Stellvertreter Claudio De Bartolo an der diesjährigen Jahrestagung anwesend sein.
Sie dankte dem Vorbereitungsteam, Magdalena Becht (Landkreis Freudenstadt), Wolfgang Borkenstein (Landkreis Calw); Stefanie Schlicksupp (Rhein-Neckar-Kreis), und der AG Stadt- und Gemeindejugendreferate, Michaela Höhn-Bea (Stadt Reutlingen), Nico Blum (Stadt Sachsenheim), Christine Günther (Stadt Mosbach), Kurt Meyer (Stadt Weinstadt); Alexander Sasse (Stadt Göppingen), Stefanie Schlicksupp (Rhein-Neckar-Kreis), Henrike Litzler, Stadtjugendausschuss Karlsruhe, Peter Komhard, Geschäftsführer Stadtjugendring Sindelfingen e.V., für die gelungene Gestaltung des Programms und betonte die Freude an der Zusammenarbeit im Team, das für die Belange der jungen Menschen brennt. Im Namen des KVJS-Landesjugendamtes sprach sie einen besonderen Dank und die hohe Anerkennung für das Engagement und den Einsatz der Fachkräfte aus. Außerdem thematisierte sie den Fachkräftemangel und die Notwendigkeit einer Verantwortungsgemeinschaft aller Akteure: Fachkräfte, Eltern, Träger, Kommunen, Ministerien, KVJS, Gewerkschaften und Arbeitgeber, welche diese Aufgabe gemeinsam bewältigen. „Bei weiter voranschreitendem Fachkräftemangel und Belastungen im Arbeitsleben steigt die Bedeutung der Selbstfürsorge und des Schutzes unserer Gesundheit enorm.“ Sie appellierte an die Teilnehmenden auch auf sich selbst Acht zu geben.

Prof. Mag. Bernhard Heinzlmaier, ein renommierter Sozialwissenschaftler und Jugendkulturforscher vom Institut für Jugendkulturforschung in Wien, präsentierte einen erkenntnisreichen Vortrag mit dem Titel „Eine Krisenjugend kämpft selbstbewusst um ihre Zukunft“. Er mahnte Verständnis gegenüber der Perspektive der Jugend an: „Kultur und technische Mittel verändern sich schneller als die Psyche es ertragen kann. Wir brauchen mehr Sensibilität für die Alltagserfahrungen der Menschen.“ Seine Betrachtungen über die Jugend als Zeit der Rebellion und die Rolle der Medien als Sozialisationsfaktor waren inspirierend.

Die Diskussion in Kleingruppen mit der Vorbereitungsgruppe „Kinder- und Jugendarbeit KANN Krise!" ermöglichte einen intensiven Austausch über persönliche Erfahrungen von Fachkräften mit Krisen und über welche Interventionsmöglichkeiten und Kompetenzen die Kinder- und Jugendarbeit für die Krisenbewältigung bereits jetzt schon verfügt. Die Ergebnisse wurden im Anschluss in einem Gallery Walk präsentiert.

Am Nachmittag wurde ein vielfältiges Angebot an Workshops zu Themen wie u.a. Krisen im Netz, psychische Gesundheitsförderung, Beratung in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, sowie die Vorstellung des Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) zur Selbststeuerung angeboten.

Am dritten Tag hielt Frau Dr. Berngruber, stellvertretende Leitung der Fachgruppe Lebenslagen und Lebensführung Jugendlicher vom Deutschen Jugendinstitut, München, einen Vortrag zum Thema „Erwachsenwerden heute – Herausforderungen für junge Menschen nicht nur in Krisenzeiten“. Sie betonte gesellschaftliche Verhältnisse, welche es jungen Menschen erschweren, Freiräume zu finden und selbstständig zu werden.

Die Arbeitsphase "Rat der Weisen" mit Andreas Reuter von der Stabstelle des KVJS ermöglichte den Teilnehmenden eine Methode zur Lösung von Problemstellungen zu erproben. Die Methode zeichnete sich durch Entschleunigung und Reflexion aus und erhielt positive Resonanz.

Insgesamt bot die Jahrestagung eine umfassende Plattform für den Austausch von Ideen, die Diskussion relevanter Themen und die Stärkung der Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit.

Der Termin für die nächste Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate steht bereits fest. Sie ist vom 20. bis 22. November 2024 im KVJS-Tagungszentrum Gültstein geplant.

Kompetenzen der Kinder- und Jugendarbeit