Jahrestagung der Träger, Leiterinnen und Leiter von Einrichtungen und sonstigen betreuten Wohnformen der Hilfen zur Erziehung vom 16. bis 17. März 2023 im KVJS-Tagungszentrum Gültstein

Zeitenwende – Was bedeutet das für die stationäre Erziehungshilfe in BW?

Die Jahrestagung zeichnete sich in diesem Jahr durch mehrere Besonderheiten aus. Anstelle von externen Referentinnen und Referenten wurden die Beiträge und Workshops hauptsächlich vom KVJS-Landesjugendamt durchgeführt. Auch die Leitungen und Trägervertretungen von den Einrichtungen der Erziehungshilfe hatten vermehrt die Möglichkeit, eigene Beiträge einzubringen.

Im Fokus der Jahrestagung standen dieses Jahr gleich mehrere Schwerpunkte, die sich aus den aktuellen Belangen der Kinder- und Jugendhilfe ergaben. Die Themen deckten die Bereiche Unbegleitete Minderjährige Ausländer innen, Fachkräftemangel und -gewinnung, jüngere Kinder sowie Inklusion ab. Zu jedem dieser Schwerpunkte wurde ein Workshop angeboten.

Dr. Jürgen Strohmaier, Referatsleiter beim KVJS-Landesjugendamt, begrüßte die rund 125 Teilnehmenden. Er führte in die vier Schwerpunktthemen mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen der stationären Jugendhilfe ein.

Die Tagung wurde von der Fotoausstellung „FREMDE.FREUNDE. Der lange Weg zurück ans Licht“ begleitet - initiiert von der Einrichtung Waldhaus Jugendhilfe. Michael Weinmann vom Waldhaus Hildrizhausen erläuterte, dass im Rahmen einer Betreuung von knapp siebzig ukrainischen Kindern und Jugendlichen aus zwei Kinderheimen eine Fotoausstellung erarbeitet wurde, die das ehrenamtliche Engagement für die Geflüchteten in den Mittelpunkt stellt. Außerdem stellte er eindrücklich die vor allem rechtlichen Herausforderungen und den großen Jugendhilfebedarf in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen dar.

Im Anschluss stellte Kathrin Kratzer vom KVJS-Landesjugendamt die aktuelle Datenlage über Angebots- und Nachfrageentwicklungen in den Erziehungshilfen vor.

Am Nachmittag des ersten Tages fanden die eineinhalbstündigen Workshops unter Leitung des KVJS-Landesjugendamtes statt:

Workshop 1 Bereich UMA: Michael Riehle, Sebastiano Flamma und Katharina Schramm;

Workshop 2 Bereich Fachkräfte: Viola Siegmann, Charlott Knorr und Herr Dr. Strohmaier;

Workshop 3 Bereich jüngere Kinder: Simon Rettenmeier und Joachim Herchet;

Workshop 4 Bereich inklusive Jugendhilfe: Patricia Kilian, Gudrun Mittner und Julia Schernhammer.

Danach stellten Benjamin Lachat (Städtetag BW) und Barbara Brüchert (Der Paritätische BW) Vorsitzende der Kommission Kinder- und Jugendhilfe Baden-Württemberg vor. In einem Kurzvortrag nach dem PechaKucha-Prinzip wurden mit 20 Folien in knapp sieben Minuten die Zusammensetzung, Aufgaben und Ziele der Kommission beleuchtet.

Anschließend referierte Gerald Häcker, Dezernent des KVJS-Landesjugendamtes, über „Aktuelles aus dem KVJS-Landesjugendamt“. Insbesondere wurde auf folgende Bereiche eingegangen: Reform des LKJHG und die Arbeit in neun Unterarbeitsgruppen, Sachstand der inklusiven Lösung / SGB VIII-Reform, aktueller Stand zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter, Kita-Entwicklungsgesetz, Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz sowie aktuelles Maßnahmenpaket des Landes und des KVJS sowie Hinweis auf die FAS(D)-Regionalfachtage.

Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages stellte Martin Adam als Sprecher des Arbeitskreises Einrichtungsleitungen BW (AK-EL) das Positionspapier des AK-EL mit dem Titel „Kinder- und Jugendhilfe droht zu kollabieren!“ vor.

Der zweite Veranstaltungstag begann mit einem kurzen Beitrag von Barbara Brüchert, die als stellvertretende Vorsitzende der Kommission Kinder- und Jugendhilfe nochmals den gestrigen Kurzvortrag aufgriff. Sie verteilte symbolisch sechs „Teile“ eines Blatt Papiers an die verschiedenen Akteure und benannte darauf die jeweiligen Aufgaben bzw. „Wer macht was?“: Je eine an das KVJS-Landesjugendamt (Leistungsrecht folgt Ordnungsrecht), an das KVJS-Referat Vertragsrecht und Vergütungen (Entgelt), an die Träger von Einrichtungen der Erziehungshilfen (stellvertretend an Martin Adam), an die Liga (stellvertretend an Stefanie Krauter), an die Jugendämter (haben in der Kommission eine Stimme) und an die Kommission selbst (Überarbeitung des Rahmenvertrages). Dies soll die Verantwortungsgemeinschaft in der Kinder- und Jugendhilfe verdeutlichen und dient dazu, bei der nächsten Jahrestagung die umgesetzten Aufgaben der Partnerinnen und Partner zu reflektieren.

Im Anschluss stellten die Workshopleitenden des KVJS-Landesjugendamts die zusammengefassten Ergebnisse der in den vier Workshops diskutierten Fragestellungen vor und leiteten weitere Handlungsschritte für den KVJS ab. Die Ergebnisse aus den Workshops sind in den beigefügten Dokumenten einsehbar; wie auch eine Kino-Version des Werbefilms zur Fachkräftegewinnung im Ortenaukreis.

Die Tagung wurde abgerundet mit einem Einblick über die Arbeit des auf drei Jahre angelegten Projektes „Catch me if you can“. Werner Fritz, Jugendhilfe Creglingen und Roland Berner, Linzgau Kinder- und Jugendhilfe, Überlingen stellten im gegenseitigen Austausch kurz die Idee des trägerübergreifenden Projektes zur Gewinnung, Entwicklung und Bindung von Fachkräften in der Kinder- und Jugendhilfe vor. Im gemeinsamen Vortrag von Melanie Gärtner, kit Jugendhilfe, Tübingen und Sarah Endreß, Linzgau Kinder- und Jugendhilfe, Überlingen wurde die Arbeit im Projekt und der trägerübergreifende Austausch praxisnah veranschaulicht. 

In der anschließenden Mentimeter-Abfrage der Teilnehmenden ging es um die „Rezeptzutaten für eine zukunftsfähige Fachkräftegewinnung und -bindung“.

Die nächste Jahrestagung der Träger, Leiterinnen und Leiter von Einrichtungen und sonstigen betreuten Wohnformen der Hilfen zur Erziehung findet am 14. und 15. März 2024 in der Evangelischen Tagungsstätte Bad Boll statt.

Präsentationen und Unterlagen

Einführung in die Jahrestagung Einrichtungsleitungen
Dr. Jürgen Strohmaier, KVJS-Landesjugendamt

Empirische Schlaglichter auf aktuelle Entwicklungen in der stationären Erziehungshilfe in Baden-Württemberg
Kathrin Kratzer, KVJS-Landesjugendamt

Moderierte Foren

1. Bereich UMA
Michael Riehle, Sebastiano Flamma, Katharina Schramm

2. Bereich Fachkräfte in Angeboten der (teil-)stationären Erziehungshilfe
Viola Siegmann, Charlott Knorr, Dr. Jürgen Strohmaier, KVJS-Landesjugendamt

3. Bereich jüngere Kinder
Simon Rettenmeier, Joachim Herchet, KVJS-Landesjugendamt

4. Bereich Inklusion
Patricia Kilian, Gudrun Mittner, Julia Schernhammer, KVJS-Landesjugendamt

Rückmeldung aus den vier Foren am zweiten Tag

Kinoversion des Werbefilms zur Fachkräftegewinnung im Ortenaukreis

  • Der Link zum Film wird nachgereicht.

Zusammensetzung, Aufgaben und Ziele der Kommission
Benjamin Lachat, Städtetag BW und Barbara Brüchert, Der Paritätische BW Vorsitzende der Kommission Kinder- und Jugendhilfe BW

Aktuelles aus dem KVJS-Landesjugendamt
Gerald Häcker, Dezernent des KVJS-Landesjugendamtes

CAMICA – „Catch me if you can!“
Melanie Gärtner, kit Jugendhilfe Tübingen und Sarah Endreß, Linzgau Kinder- und Jugendhilfe, Überlingen