Tagungsbericht zur Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate 2025

Vom 12. bis 14. November 2025 trafen sich knapp 80 kommunale Jugendreferent*innen aus ganz Baden-Württemberg zur diesjährigen Jahrestagung im KVJS-Tagungszentrum in Gültstein, um aktuelle Entwicklungen der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit zu diskutieren. Im Mittelpunkt standen der 17. Kinder- und Jugendbericht sowie die Novellierung des Landes-Kinder- und Jugendhilfegesetzes Baden-Württemberg (LKJHG).

Erster Tag: Auftakt und fachliche Orientierung

Nach einem Ankommen eröffnete Patrick Baur (KVJS-Landesjugendamt) die Tagung und führte in das Schwerpunktthema ein. Im Anschluss begrüßten die Sprecher*innen der AGs der Kreis- sowie Stadt- und Gemeindejugendreferate die Teilnehmenden und betonten die Bedeutung fachpolitischer Vernetzung angesichts steigender Anforderungen an die kommunale Kinder- und Jugendarbeit.

Der Abend stand im Zeichen des Einstiegsimpulses von Prof. Dr. Wolfgang Schröer (Universität Hildesheim). Unter dem Titel „Positionen stärken“ zeigte er eindrucksvoll auf, welche Orientierungen der 17. aber auch der 16. sowie 15. Kinder- und Jugendbericht für die Weiterentwicklung kommunaler Kinder- und Jugendarbeit bietet. Prof. Schröer hob insbesondere die Bedeutung von Beteiligung, jugendpolitischer Strategien sowie einer bedarfsorientierten Planung hervor. 

Zweiter Tag: Gesetzesnovelle und Praxistransfer

Der Tag begann mit einem Grußwort von Marion Steck, Referatsleiterin des KVJS-Landesjugendamts, die die Relevanz einer strategischen Weiterentwicklung der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit, gerade in Zeiten knapper Kassen, unterstrich.

Daran anschließend folgte ein Vortrag von Volker Reif, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der überörtlichen Jugendhilfeplanung und Berichterstattung beim KVJS-Landesjugendamt. Er gab einen kompakten Überblick über den Stand des Novellierungsprozesses des LKJHG und stellte zentrale Änderungen heraus. Besonders betonte er die im Gesetz gestärkte Rolle der Beteiligung junger Menschen sowie die klarere Beschreibung und Aufwertung der Arbeitsfelder Jugendhilfeplanung und Kinder- und Jugendarbeit.

 

Volker Reif stellte zudem wesentliche Neuerungen dar:

  • die Verankerung eines angemessenen Anteils der finanziellen Mittel für die Kinder- und Jugendarbeit,
  • die stärkere Bezugnahme auf eine inklusive Leistungserbringung nach § 11 SGB VIII,
  • sowie Anforderungen an Qualitätsentwicklung und -beschreibung.

Hervorgehoben wurde außerdem die im Gesetz verankerte Verpflichtung öffentlicher Stellen, junge Menschen bei der Schaffung neuer Angebote zu unterstützen und ihnen geeignete Räume kostenfrei zur Verfügung zu stellen.

In der anschließenden Diskussion wurde – auch im Rückgriff auf den Vortrag des Vorabends – die Diskrepanz zwischen dem politisch deklarierten Stellenwert der Kinder- und Jugendarbeit und der realen kommunalpolitischen Kürzungspraxis thematisiert. Die Teilnehmenden betonten, dass die neuen gesetzlichen Regelungen als Chance genutzt werden sollten, um kommunale jugendpolitische Strategien zu stärken und Potenziale der Jugendarbeit sichtbar zu halten. Das Gesetz tritt am 1. Januar 2026 in Kraft.

Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden in zwei Workshop-Phasen zentrale Themen der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit. Die Angebote reichten von digitalen Kompetenzen bis hin zu planerischen und politischen Fragestellungen. So bot Workshop 1 einen praxisnahen Einstieg in den Einsatz von KI in Planungsprozessen, während Workshop 2 Einblicke in die Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten gab. In Workshop 3 wurde gezeigt, wie interdisziplinäre Teams in der offenen Kultur- und Jugendarbeit erfolgreich zusammenarbeiten können. Workshop 4 rückte die politische Rolle von Jugendreferent*innen in den Fokus und vermittelte Strategien für wirksame Einflussnahme. Im Workshop 5 standen Verhandlungskompetenzen angesichts enger werdender Ressourcen im Mittelpunkt. Workshop 6 entfiel kurzfristig. Workshop 7 stellte am Beispiel Esslingens Schritte, Herausforderungen und Möglichkeiten integrierter Jugendförderplanung vor. Abgerundet wurde das Angebot durch Workshop 8, der praxisnahe Grundlagen einer lebendigen Flipchart-Gestaltung vermittelte.

Dritter Tag: Vernetzung und Ausblick

Der Abschlusstag stand im Zeichen eines Pro Action Cafés, moderiert von Andreas Reuter (KVJS). In mehreren Runden arbeiteten die Teilnehmenden an eigenen Fragestellungen, tauschten Erfahrungen aus und entwickelten praxisorientierte Lösungsansätze.

Mit einer gemeinsamen Tagungsauswertung, einem humorvollen Blick in die Zukunft und einem letzten Austausch endete die Jahrestagung 2025. Die drei Tage machten deutlich, dass kommunale Kinder- und Jugendarbeit sich zunehmend zwischen wachsenden Bedarfen und begrenzten Ressourcen bewegt – und zugleich durch strategische Planung, Beteiligung und fachpolitische Positionierung weiter an Bedeutung gewinnt.