Gemeinsam gegen Diskriminierung!
Online-Fachtag für die Schulsozialarbeit an Grundschulen
Im Rahmen des Transfers zu dem vom KVJS-Landesjugendamt geförderten Modellvorhaben „Quo Vadis? Veränderungen anstoßen – Diskriminierung im Schulalltag angehen – Schulsozialarbeit_innen als „Change Agents““ veranstaltete der Projektträger adis e. V. am 10.04.2025 den Online-Fachtag „Gemeinsam gegen Diskriminierung“ für Fachkräfte der Schulsozialarbeit an Grundschulen.
Der Fachtag stieß auf großes Interesse. Es meldeten sich über 300 Fachkräfte an. Auch Gäste aus anderen Bundesländern nahmen teil.
Andreas Foitzik (adis e.V.) führte in den Fachtag mit einem fachlichen Plädoyer zur Schulsozialarbeit ein. Zum sozialpädagogischen Auftrag der Schulsoziarbeit gehöre die Lobbyarbeit für junge Menschen an der Schule. Deren Anliegen und Bedürfnisse zu übersetzen und zu vertreten - aber auch ungleiche und benachteiligende Bedingungen und Gegebenheiten im Blick zu haben, sei Auftrag der Schulsozialarbeit. Dazu gehöre auch sich gegen Benachteiligung und Diskriminierung einzumischen.
Das sei keine „Add-On“ Aufgabe der Schulsozialarbeit, sondern eine immanente Aufgabe, eine Querschnittaufgabe, die mitlaufe. Diskriminierung anzugehen sei jedoch nicht nur Thema und Aufgabe der Schulsozialarbeit, sondern der gesamten Verantwortungs-gemeinschaft für junge Menschen – und damit auch seitens der Schulen. Eine fortlaufende Antidiskriminierungsarbeit von vielen Seiten könne auch als Prävention / als Schutz verstanden werden – für eine positive Schulzeit und ein gutes Aufwachsen für junge Menschen in deren Lebenswelten. Ein weiterer Aspekt sei die Bedeutung einer präventiven Schulsozialarbeit an Grundschulen. Schulsozialarbeit stehe frühzeitig für Kinder und Eltern als eigenständiges und vertrauliches Unterstützungsangebot der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung und sei niedrigschwellig erreichbar.
Der Fachtag zielte darauf ab, den Fachkräften an den Grundschulen praktische Handlungsimpulse für eine diskriminierungssensible Arbeit zu vermitteln.
Beim ersten Impuls-Vortag gab Josephine Apraku ein Grundverständnis zum Begriff / zu den Formen von Diskriminierung mit Beispielen, die den Schulalltag betreffen sowie erste Handlungsstrategien bei der Arbeit mit Kindern.
Darauf folgte als zweiter Schritt ein Praxisbericht von Projekten der Antidiskriminierungsarbeit aus der Grüneberg-Schule Köln. Hier berichteten Linda von Cossart und Melanie Pickhardt.
Einblicke in die Arbeit der Antidiskriminierungsberatung von Kindern gab Ly-Gung Dieu von der Beratungsstelle „KiDs – Kinder vor Diskriminierung schützen!“ / Berlin.
Hierdurch ließen sich einige alltagspraktische Hinweise für die Schulsozialarbeit an Grundschulen ableiten:
- Wichtigkeit der Beziehungsarbeit / des Beziehungsaufbaus generell
- Vertrauenswürdigkeit herstellen und sicherstellen
- Mit den von Diskriminierung betroffen Kinder und Eltern in Kontakt sein und bleiben / Zuhören / Ernstnehmen / Zuverlässigkeit zeigen
- Stück für Stück mit dem Kind und den Eltern gemeinsam voran gehen / weiteres Handeln offen besprechen und abstimmen
- Bei gravierenden Fällen offen mit den Kindern und Eltern kommunizieren, welche Schritte Stück für Stück eingeleitet werden müssen / immer transparent sein, damit die Betroffenen keinen Kontrollverlust erleben
- Fachkräfte der Schulsozialarbeit können/sollen in gravierenden Fällen selbst Beratung bei Antidiskriminierungsberatungsstellen suchen
Bei der abrundenden Diskussion hob Mirjana Zipperle von der Uni-Tübingen nochmals die Wichtigkeit der Kinder- und Jugendhilfe-Rolle seitens der Schulsozialarbeit hervor, die fachlich ermögliche, anwaltschaftlich für die jungen Menschen da zu sein und gute Bedingungen des Aufwachsens mitzugestalten. Dabei gehe es um eine niederschwellige und ganzheitliche Unterstützung von jungen Menschen bei ihren individuellen Bewältigungs-aufgaben. Gerade am Beispiel einer präventiven Arbeit gegen Diskriminierung würden Fachkräfte der Schulsozialarbeit ein Terrain der fachlichen Autonomie benötigen, um als vertrauliche Stelle für die Betroffenen da sein zu können. Um wirkungsvoll im Schulsystem zu arbeiten, benötige Schulsozialarbeit aber gleichzeitig eine stabile Integration bzw. die gute Kooperation zum System Schule. Der Spagat zwischen fachlicher Autonomie und kooperativer Akzeptanz sei ein zentrales Spannungsfeld für Fachkräfte der Schulsozialarbeit bei einer Arbeit gegen Benachteiligung und Diskriminierung – nur wenn es gelinge, dieses produktiv zu gestalten, kann Schulsozialarbeit eine wichtige Impulsgeberin an der Schule sein.
Des Weiteren wurde abschließend von den Referent*innen sowie einzelnen Teilnehmenden hervorgehoben, wie wichtig es sei, dass die Schulen – also Schulleitung und Kollegium – den parteilichen Auftrag der Schulsozialarbeit kennen und anerkennen. Hier läge auch eine Aufgabe für die Anstellungsträger der Schulsozialarbeit, dieses Rollenverständnis immer wieder zu kommunizieren.
Die Chat-Rückmeldungen der Teilnehmenden bestätigen, dass der Fachtag sein zu Beginn erwähntes Ziel erreicht habe. Hierzu einige Auszüge:
- „Vielen Dank für die Ermutigung und die Profilschärfung!“
- „Viele spannende Aspekte, viele Denkanstöße ... rundum gelungen ... vielen Dank dafür!“
- „Super interessant! Vielen Dank an Alle!“
- „Vielen Dank. Sehr interessant, informativ und für die Praxis bereichernd.“
- „Danke für die tolle Organisation. Sehr guter Aufbau. Kompetente Moderation. Verschiedene Aspekte der Referent*innen.“
- „Es war eine gute Zusammenstellung der Referentinnen und für mich ein guter Startpunkt, dass Thema zukünftig mehr "mitzudenken" in meiner Arbeit für und mit den Menschen an der Schule.“
- „Toller Fachtag! Sehr gute Moderation und immer wieder auch der Hinweis auf die zum Teil wirklich schwierigen Bedingungen als Schulsozialarbeitende im System Schule.“
- „Vielen Dank für dir wirklich informative und gut aufgebaute Veranstaltung!“
- „Es war eine unfassbar gute, qualitativ sehr hochwertige spannende Veranstaltung vielen Dank!“
Hier kommen Sie zum Mittschnitt der Beiträge des Online-Fachtags!