„Arbeit Inklusiv“: Fünftausend Erfolge

Die Fördergrundsätze „Arbeit Inklusiv“ feiern mit der Vermittlung des 20-jährigen Simon Klem auf den ersten Arbeitsmarkt ein besonderes Ergebnis: Der junge Mann aus Villingen-Schwenningen ist der Fünftausendste, dem eine inklusive Stelle angeboten werden konnte. Das Erfolgsrezept: gelingende Kooperation.

Arbeit Inklusiv – Der Film

Nachhaltige inklusive Arbeitsverhältnisse geschaffen

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte im Jahr 2005, als das Integrationsamt des KVJS die „Aktion 1000“ startete. Ziel war es, in fünf Jahren eintausend Menschen eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle zu verschaffen. Wesentlich behinderten Menschen sollte so eine Alternative zur Werkstatt für behinderte Menschen geboten werden. Karl-Friedrich Ernst, Leiter des KVJS-Integrationsamtes, erinnert sich: „Damals war ich skeptisch, ob wir das ambitionierte Ziel überhaupt erreichen können.“ Jetzt, fünfzehn Jahre später, ist die Anzahl der Vermittlungen mehrfach übertroffen: „Wir sind sehr stolz darauf, dass nun der Fünftausendste einen Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden hat.“ Die „Aktion 1000“ ist 2018 in „Arbeit Inklusiv“ übergegangen. Inzwischen sind die ambitionierten Fördergrundsätze auf Dauer angelegt.

Im bundesweiten Vergleich ist dieses Ergebnis einzigartig. Es fußt auf einem gut funktionierenden Kooperationsnetzwerk mit den Schulen, den Eingliederungshilfeträgern, den Integrationsfachdiensten (IFD), den Werkstätten für behinderte Menschen und der Agentur für Arbeit. Das Förderprogramm, das mittlerweile den Namen „Arbeit Inklusiv“ trägt, ist nachhaltig:  „Rund 84 Prozent der Arbeitsverhältnisse bestehen sehr stabil und teilweise bereits seit einigen Jahren“, schildert der KVJS-Verbandsvorsitzende Landrat Gerhard Bauer. „Das liegt auch daran, dass die Arbeitgeber auf eine verlässliche Unterstützung durch die IFD und Leistungsträger zählen können“, so Landrat Bauer weiter.

Fit machen für den Job

Neue Angebote wurden entwickelt, um Schüler mit intellektuellen Einschränkungen auf das Berufsleben vorzubereiten. Dazu zählen insbesondere die BVE sowie die KoBV. Die Maßnahmen sind schulisch und berufsvorbereitend aufeinander abgestimmt. Durch die Qualifizierung in den SBBZ sowie über Berufspraktika und Jobcoachings werden individuelle Fähigkeiten weiterentwickelt.

Auch für Simon Klem, der eine starke Lernbehinderung und geistige Behinderung hat, waren Praktika in der Erprobungszeit der Türöffner: Er absolvierte ein Langzeitpraktikum über BVE und KoBV bei Fetzer Medical GmbH & Co. KG. Das Tuttlinger Familienunternehmen produziert chirurgische Instrumente und setzte den jungen Mann aus Villingen-Schwenningen im Wareneingang und in der Qualitätskontrolle ein. „Anfangs hat Simon fast kein Wort gesprochen und war sehr schüchtern“, berichtet Lea Bayer, seine damalige Ansprechpartnerin. Durch gezielte Förderung der Berufsschullehrer und regelmäßigen Trainings mit dem Jobcoach der Stiftung Liebenau Teilhabe entwickelte sich der heute 20-Jährige schnell weiter. Er fand sich immer besser im Gebäude und mit seinen zugetragenen Aufgaben zurecht. Sein Anleiter Lucas Seelos zeigt sich beeindruckt: „Von Tag zu Tag konnte man sehen, wie Simon uns gegenüber offener wird und an Selbstvertrauen gewinnt“.

Vorbild für andere

Der Betrieb entschied sich schließlich dazu, Simon Klem eine unbefristete Arbeitsstelle anzubieten. Dafür gibt es von der Agentur für Arbeit drei Jahre lang einen Eingliederungszuschuss und zusätzlich drei Inklusionsprämien nach dem Förderprogramm „Arbeit Inklusiv“. Nach mehreren Gesprächen mit dem IFD, dem Rehaberater der Agentur für Arbeit und dem KoBV-Team wurde eine Stelle geschaffen, die auf Simons Fähigkeiten abgestimmt ist. „Möglich war dies, weil alle an einem Strang gezogen haben, inklusive der Eltern“, so Lea Bayer. Die Anstellung ist nicht nur ein Gewinn für Simon: „Es ist eine Bereicherung für uns alle. Sein Lachen und die positive Ausstrahlung schaffen eine tolle Atmosphäre“, so Lucas Seelos. Der Teamleiter sieht den Zusammenhalt in der Abteilung als entscheidenden Faktor für die gelungene Integration: „Die Kolleginnen haben ihn direkt unter ihre Fittiche genommen“.

Für Simon Klem zählt das gute Verhältnis zu den Kollegen zu den schönsten Dingen an seinem Job, „und, dass die Arbeit abwechslungsreich ist“. Er bereitet Pakete für den Versand vor, verteilt Post an die Kollegen, prüft die Oberflächen der Instrumente und übernimmt kleinere Messaufgaben. „Simon Klem benötigt feste Arbeitsabläufe und konkrete Anleitungen für seine Aufgaben“, erläutert Ruth Gronmayer vom IFD in Villingen-Schwenningen. Der Betrieb möchte Simon auch weiterhin in seiner Entwicklung unterstützen. „Mein Ziel ist es, dass Simon seinen Arbeitstag irgendwann komplett selbständig absolvieren kann“, wünscht sich Seelos. Eine Vorbildfunktion für die Auszubildenden hat er aber bereits jetzt, stellt er fest: „Simon meistert täglich einen langen Anfahrtsweg mit der Bahn – ganz selbständig, trotz seines Handicaps“.

Mehr Infos

Informieren Sie sich hier über „Arbeit Inklusiv“.

Alles zum Thema Berufliche Inklusion finden Sie im Themenkompass.