Im Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Vielzahl alltäglicher Aufgaben.

Jahrestagung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit 2022 im Humboldt-Jugendgästehaus in Bad Schussenried am 09. und 10. Mai 2022

„Partizipation. Digitalisierung. Inklusion. Nachhaltigkeit. – Was wir wollen, was wir sollen, was wir tun.“ – unter diesem Motto stand die Jahrestagung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit des KVJS Landesjugendamtes in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Baden-Württemberg e.V. Sie fand dieses Jahr wieder in Präsenz statt.

Nicht nur in Corona Zeiten werden diverse Anforderungen an die Offene Kinder- und Jugendarbeit gestellt, es werden Aufgaben übertragen und übernommen, die eigentlich nicht zu den klassischen Inhalten und Aufgaben dieses Arbeitsfeldes zählen. Auch änderten sich in der Pandemie – zumindest in Zeiten des Lockdowns 2020 – die Kontaktmöglichkeiten zu den Kindern und Jugendlichen. Neue Wege und Formen wurden ausprobiert und Bewährtes auch später übernommen. Die Fachkräfte federten – soweit es ging – die Belastungen „ihrer Kids“ ab und es wurden Angebote, wie aufsuchende Arbeit und andere mobile Formen, Elternarbeit und Lern- und Hausaufgabenhilfe sowie digitale Angebote mit großem Engagement auf- und ausgebaut.

In Vertretung von Marion Steck (KVJS-Landesjugendamt, Leiterin des Referats 44) begrüßte Maria Safroshkina (KVJS-Landesjugendamt, Referat 44, Team Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit) zusammen mit Martin Wetzel (1. Vorsitzender der AGJF BW e.V.) den Referenten Sandro Bliemetsrieder (Professor an der HS Esslingen, Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Erziehung und Bildung als sozialpädagogische Aufgaben, Professionalisierung, Menschenrechtsorientierung in der Sozialen Arbeit und Rekonstruktive Forschung), Referierenden der angebotenen Workshops und die rund 120 Teilnehmenden.

Bei den Grundsäulen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die durch die Pandemie und Schließzeiten enorm beeinträchtigt wurden, liegt der Impuls für das Thema der Jahrestagung. Die Corona-Verordnungen sorgten für eine zusätzliche Isolierung, wodurch Kontakt zu den jungen Menschen erheblich erschwert wurden – um nur einige Eckpunkte zu nennen.

Die OKJA reagiert auf unterschiedliche Bedürfnisse der Jugendlichen: Sie greift ihre Anliegen auf, auch wenn diese nicht zu Ihren klassischen Aufgaben gehören. Die Bedürfnisse der Kinder- und Jugendlichen stehen für OKJA im Vordergrund.

Safroshkina bat die Teilnehmer, sich gemeinsam mit diesen Themen auseinander zu setzen, die gemachten Erfahrungen zu reflektieren, vielleicht auch neue Chancen zu sehen und auf die neue Reise mit Themen, die immer mehr an Bedeutung gewinnen, wie zum Beispiel „Inklusion“, vorzubereiten!

Sandro Bliemetsrieder referierte am ersten Tag zum Thema: „Offene Kinder- und Jugendarbeit - gelesen als Ambivalenzarbeit“. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein hochgradig bedeutsamer Bildungs- und Lebensort für junge Menschen. Gleichzeitig: Je relevanter Bildungsorte werden, desto mehr sind sie mit gesellschaftlichen Widersprüchen und machtvollen Herstellungsprozessen von Ungleichheiten konfrontiert. Der Vortrag warf Schlaglichter auf aktuelle jugendspezifische Fragen wie Armut, Migration, Gender, Gesundheit, Digitalisierung und Ökologie.

Am Nachmittag fanden diverse Workshops zu den unterschiedlichsten Themen wie z.B. „Wie tickt Verwaltung – wie tickt Jugendarbeit – Zwei Welten begegnen sich?!“, „Zocken gegen Hatespeech: Digitalen Hass bekämpfen“ oder „Sichtbarkeit und Repräsentation von Kindern und Jugendlichen, die behindert werden“ statt.

Eine gute Gelegenheit zum Austausch bot die Podiumsdiskussion am zweiten Tag mit der Frage: „Wie kann OKJA das leisten? Inklusion und Beteiligung im SGB VIII“. Unter der Moderation von Torsten Hofmann (Geschäftsführer der AGJF BW e.V.) beteiligten sich unter anderem Simone Fischer (Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen), Daniel Horneber (freier Dozent und Blogger), Patrick Burtchen (Leiter der Abteilung Jugend der Stadt Ludwigsburg und Vorstandsmitglied der AGJF), Isabel Klaus (Leitung Gleis 3, Neckarsulm), Agyhad Abdulmunem und Ahmad Abdulmunem (Besucher, Gleis 3, Neckarsulm).

Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden ihre Themen in den BarCamp-Sessions einbringen und diskutieren. Abschließend fand am Ende des Tages die AGFJ Mitgliederversammlung statt.

Es war eine sehr erfolgreiche Jahrestagung mit viel Austausch und Anregungen in einer schönen und angenehmen Atmosphäre. Die Teilnehmer haben es sehr genossen, sich nach so langer Zeit wieder in Präsenz zu begegnen.